Die Pfarrbräu von Stadelhofen ist einmalig
Es gibt wieder zwei Brauereien in Karlstadt: Nach dem Brauhaus im Wurzgrund hat nun im kleinen Stadtteil Stadelhofen Wolfgang Seufert (42) die Pfarrbräu gegründet. Dort soll allerdings nicht nur hobbymäßig wie im Wurzgrund, sondern hauptberuflich Bier gebraut werden. 500 Hektoliter Ausstoß pro Jahr sind geplant.
Große Brauereien werden von größeren und diese von Konzernen übernommen. Dennoch sieht er beste Zukunftschancen gerade für seinen kleinen Betrieb. Auch ohne Werbung stößt er schon jetzt auf Nachfrage unter Bierliebhabern aus der näheren Umgebung mit Bewusstsein für das Regionale – eine Parallele zu Boris Dürr, der in Homburg die Bräuscheuere eröffnet hat.
Die Schnauze voll von den Großen
Seufert mutmaßt: „Die Leute haben von den Großen die Schnauze voll. Durch die Wirtschaftskrise haben sie gemerkt, dass sie in der globalisierten Welt ihren Job schnell verlieren können.“ Seufert plant, die lokalen Getränkehändler oder kleine Dorfläden zu beliefern.
Der Name Pfarrbräu klingt alteingesessen. Kaum zu glauben, dass es bisher keine Brauerei mit diesem Namen gab. Er kommt nicht von ungefähr, ist die Brauerei doch im Anwesen des ehemaligen Stadelhöfer Pfarrhauses, das Wolfgang Seufert und seine Frau Barbara – die Tochter des früheren Ortssprechers Erich Kraft – im vergangenen Jahr gekauft haben.
Im Nebengebäude hinter dem Haus ist als Herzstück das Sudhaus untergebracht. Der Sudkessel – alle Behältnisse sind aus Edelstahl – fasst 500 Liter, der Maischebottich ebenso. Alles ist maßgeschneidert, denn die Teile mussten durch die Tür des Bruchsteingebäudes passen. Es bleibt noch genügend Platz für zwei Holztische, an denen die acht bis zwölf Teilnehmer der Brauerseminare, die alle 14 Tage stattfinden, Platz nehmen können.
Im Nachbarraum stehen zwei Gärbottiche mit je 550 Litern, in denen das Bier nach dem Brauen bei neun Grad Celsius eine Woche lang gärt. So kann Seufert etwa 1000 Liter pro Woche brauen. Abgeteilt ist die Kühlzelle mit den Gärtanks, die 3500 Liter fassen und in denen das Bier vier bis sechs Wochen lang nachreift.
Zwischen dem Sudhaus und dem Pfarrhaus sind in einem anderen Nebengebäude die Abfüllanlage für die Flaschen und die Spülmaschine untergebracht. Jede Flasche wird per Hand in die Abfüllanlage eingelegt. Am aufwendigsten aber ist das Etikettieren per Hand. Neun Kisten gehen pro Stunde. Die Etikette sind selbst gestaltet und zeigen das Pfarrhaus von Stadelhofen.
Graue Kästen und gelbe Schrift
Im Hof stapeln sich die neuen Bierkästen. Sie sind schlicht grau mit gelber Aufschrift – auch diese schlicht „Pfarrbräu“. „Ich habe mich extra bei Getränkehändlern umgeschaut, Grau hat sonst keiner“, erklärt Seufert. Und da es die Pfarrbräu nur einmal gibt, erübrige sich auch das Wort „Stadelhofen“. Es wäre ohnehin unpraktisch lang gewesen. 600 Kästen mit je 20 Schnappverschlussflaschen hat Seufert angeschafft. Außerdem bietet Seufert Partyfässer mit 20 Litern an.
Mit der Brauerei kehrt der Braumeister fast zu seinem Ursprung zurück, hat doch der Stadelhöfer bei der Karlstadter Frankenbräu gelernt. Er folgten die Brauereien Stumpf in Lohr und die Würzburger Hofbräu. 1993 bis ’95 absolvierte Seufert eine Ausbildung zum Brau- und Malzmeister und staatlich geprüften Produktionsleiter für Brauwesen und Getränketechnik. Anschließend ging er in eine kleine Brauerei in Pöttmes bei Augsburg und in eine große bei Eltmann-Eschenbach in der Nähe von Bamberg, wo er zuletzt Billigbier für Edeka herstellte. „Das war nicht so meins“, stellt der Stadelhöfer fest.
Die Gelegenheit zur Brauereigründung ergab sich mit der Geburt von Sohn Paul. Da musste entschieden werden, wo die Familie leben soll und wie es weitergeht. Während Barbara Seufert in Wertheim als Ergotherapeutin arbeitet, befindet sich ihr Mann in Elternzeit. Diese nutzte er, um nebenbei die Brauerei einzurichten und nun aufzubauen. Rund 100 000 Euro hat er alles in allem investiert.
Regulär geöffnet ist Freitag von 15 bis 18 Uhr und Samstag von 10 bis 13 Uhr. Der Verkauf findet aber auch zu allen anderen Zeiten statt, in denen jemand zu Hause ist. Es ist möglich vorher anzurufen unter Tel. (0 93 96) 99 59 56 oder (01 72) 8 21 52 85.